Kinderwagen im Vergleich bei der Stiftung Warentest

veröffentlicht am 23. Januar 2019 in Kinderwagenkauf von

Die Stiftung Warentest hat in einem aktuellen Test 14 Kombi-Kinderwagen miteinander verglichen und dessen Qualität geprüft. Das Ergebnis ist ernüchternd. Während zwei mit mangelhaft abschneiden und Schadstoffe enthalten, engen andere den Nachwuchs ein. Nur ein Modell konnte mit gut überzeugen. Wir haben uns das Testergebnis genauer angeschaut.

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Quelle Foto (pixabay.com/Antranias)

Nachdem die Stiftung Warentest die Prüfmuster-Modelle für Säuglinge und Kleinkinder zwischen August und November 2014 einkaufte und die Anbieter im Dezember letzten Jahres zu den Preisen befragte, wurden die Ergebnisse Anfang Februar 2015 bekannt gegeben. Beim Test wurden fünf Faktoren zugrunde gelegt:

  1. Kindgerechte Gestaltung mit 45%: Sitzkomfort sowie der verfügbare Platz in Tragetaschen und Tragewannen wurden von zwei Experten beurteilt. Auch Sonnenschutz, Federung, Regenschutz und Gurtsysteme spielten eine zentrale Rolle.
  2. Handhabung mit 35%: Erstmontage, Gebrauchsanleitung, Umbau, Verstellmöglichkeiten, Bremsen, Schrittfreiheit, Höhe sowie das Fahrverhalten auf unterschiedlichen Untergründen wurden von fünf Erwachsenen beurteilt. Auch das Aufklappen, Zusammenlegen, Tragen, Transportieren und Reinigen der Kinderwagen stand auf der Liste der zu testenden Aspekte.
  3. Schadstoffe mit 10%: Diverse Elemente der Kinderwagen wie Schiebegriffe und Materialien, die direkt mit Nachwuchs und Erwachsenen in Kontakt kommen, wurden auf unterschiedlichste Schadstoffe untersucht. Darunter Weichmacher und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.
  4. Haltbarkeit mit 5%: Auf Grundlage der DIN EN 1888:2012-06 wurden die Bauteile hinsichtlich der Haltbarkeit und Stabilität überprüft. Getestet wurden unter anderem Feststellbremsen, Tragegriffe, Räder und Schieber.
  5. Sicherheit mit 5%: In Bezug auf DIN EN 1888:2012-06 wurden die Testobjekte auf Bremsen, Standsicherheit, Quetsch- und Klemmstellengefahr, Sicherheitshinweise und Wirksamkeit des Rückhaltesystems geprüft.

Schadstoffe in Kinderwagen

Während es im Test der Stiftung Warentest vor fünf Jahren zehn Kinderwagen gab, die Schadstoffe aufwiesen, konnten negative Bestandteile im aktuellen Test glücklicherweise nur noch in zwei Modellen entdeckt werden. Beide erhielten die Note mangelhaft. Beim Kinderwagen von Stokke konnten in den Schiebergriffen kurzkettige Chlorparaffine nachgewiesen werden. Zwar gibt es noch keine konkreten Beweise, aber diese Stoffe werden verdächtigt Krebs zu erzeugen. Durch den direkten Hautkontakt beim Schieben des Kinderwagens wird der Weichmacher von der Mutter aufgenommen. Von der Haut gelangt der Stoff in den Organismus und dabei wiederum in die Muttermilch. Babys nehmen den Schadstoff unbemerkt auf. Derartige Substanzen sind bereits seit 2012 EU-rechtlich verboten. Auch die Substanz Naphthalin, ein polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoff steht unter Verdacht Krebs zu erzeugen. Der Stoff ist im Kinderwagen von Joolz im Bezug enthalten. Das Modell von Naturkind geht in Sachen Materialien als gutes Vorbild voran. Der Kinderwagen ist frei von Schadstoffen und besteht unter anderem aus Naturmaterialien wie Echtholz, Schurwolle und Kork. Flächendeckend überzeugen konnte Naturkind dennoch nicht. Denn die Marke hat bei der kindgerechten Gestaltung versagt und muss sich mit der Note „ausreichend“ zufrieden geben.

Liegeprobleme und Platzmangel

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Damit sich Babys gesund entwickeln können, ist ausreichend Schlaf unverzichtbar. Dieser ist jedoch nur möglich, wenn die Umgebung geeignet ist. Die Stiftung Warentest bestätigt: “35 mal 78 Zenti­meter Liegefläche sind optimal.“ Das Ergebnis des Vergleichs zeigt, dass viele Kinderwagen Babys unnötig einengen und dadurch einen unruhigen und schlechten Schlaf zu verantworten haben. Die Marken Stokke, Joolz und Bugaboo konnten in diesem Bereich nicht punkten. In den Testobjekten sitzt der Nachwuchs stets im Winkel von ca. 100 Grad, wodurch ein rückenschonendes Liegen für Babys unmöglich ist. Weil Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und drei Jahren rund 30 Zentimeter wachsen, ist es entscheidend, dass Sitze im Kinderwagen entsprechend mitwachsen. Mit Kinder-Dummys in verschiedenen Altersgruppen, wurden Sicherheit und Komfort bei den Sitzen getestet. Beim Test wird deutlich, dass die Sitze oft nicht das bieten, was die Kinder im jeweiligen Alter bräuchten. Entweder sitzen Kinder zu tief, die Rückenlehnen sind zu kurz oder die Fußstützen lassen sich nicht anpassen.

Komfortmangel für die Erwachsenen

Aus dem Testergebnis geht hervor, dass insbesondere große Eltern über 1,80 Meter Probleme mit der Körperhaltung bekommen, weil die Kinderwagen für diese Körpergröße nicht konzipiert sind. Unter den 14 Modellen konnten nur zwei Wagen auf große Menschen eingestellt werden. Besonders platzsparend ist das Modell von Peg Perego. Der Kinderwagen beansprucht zusammengeklappt den geringsten Platz. Ein Handgriff genügt und das Modell ist zusammengeklappt. Wesentlich mehr Platz benötigen Maxi-Cosi, Knorr-Baby und Hartan im zusammengeklappten Zustand.

Die Testergebnisse – Britax Go ist Testsieger

Der Britax Go geht mit der Note „gut“ als Testsieger hervor. Das Modell erhielt die Gesamtnote 2,4 und ist im Handel für 950 Euro zu haben. Obwohl der Kinderwagen nur für kleine und mittelgroße Erwachsene geeignet ist und Minuspunkte für eine feste Fußstütze sowie einen Sitz erhält, der sich nicht in die flache Position bringen lässt, konnte er die Tester mit seinem Gesamteindruck für sich gewinnen. In den Bereichen kindgerechte Gestaltung, schadstofffreie Verarbeitung und Handhabung schnitt der Britax am besten ab. Besonders gelobt wurden die Tragetasche für Babys bis minimal fünf Monate und das komfortable Zusammenlegen. Im Bereich Schadstoffe und Sicherheit gab es ein „gut“ als Urteil. Alle weiteren Modelle und Bewertungen können der Tabelle entnommen werden:

ModellNote
Knorr Baby Voletto Sportbefriedigend
ABC-Design Turbo 6Sbefriedigend
Hauck Malibu XL All in Onebefriedigend
Bugaboo Cameleon3 Baseausreichend
Gesslein F6 Air+ausreichend
Hartan Topline Sausreichend
Maxi-Cosi Mura 4 Plusausreichend
Mutsy Evoausreichend
Naturkind Terra Plusausreichend
Peg Perego Book Pop-Up Modularausreichend
Teutonia BeYou V2ausreichend
Joolz Day Earthmangelhaft
Stokke Trailzmangelhaft

Eine günstige Alternative zum Testsieger ist der Knorr Baby Voletto Sport, der im Kinderwagen-Onlineshop unter http://www.kinderwagen.com bereits für unter 490 Euro zu haben ist. Bei diesem Kinderwagen lassen sich beispielsweise die Fußstütze und Rückenlehne verstellen und im Bereich kindgerechte Gestaltung punktet der Voletto mit einer umfangreichen Ausstattung wie Regenschutz, Sonnenschirm, Sicherheitsgurt, Verdeck und akzeptablen Liegefläche.

Fazit

Der aktuelle Test der Kinderwagen beweist erneut, dass teuer und gefragt nicht mit gut gleichgestellt werden kann. Einige der teuersten und beliebtesten Modelle schnitten nur mit ausreichend ab. Gerade beim Thema Schadstoffe und Komfort dürften einige enttäuscht sein, sollten sie bereits einen der genannten Produkte besitzen. Was hier Kombi-Kinderwagen betrifft, ist durchaus auf Zwillingskinderwagen übertragbar. Besonders sollten Eltern sich nicht auf eine Quelle beim Vergleichen und Recherchieren verlassen, sondern stets mehrere Testurteile und Erfahrungsberichte analysieren. Der Preis ist jedenfalls seit langem keine Qualitätsgarantie mehr.

Im nachfolgenden Video können sich Verbraucher einen Eindruck vom Test machen. Redakteur der Stiftung Warentest Stephan Scherfenberg erklärt die zugrunde gelegten Faktoren.


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